Trauermücke


Insektizid Beipackzettel

Gut durch die Pandemie gekommen ? Ja du-genau dich meine ich. Weder du noch deine Familie hat die Pestilenz dahingerafft? Da hast du aber Schwein gehabt, da können wir gemeinsam anstoßen…Prost!
Bei der Gelegenheit erzähle ich dir mal, wie das bei mir lief.
Ob es mich dahingerafft hat ? Dummkopf…dann hätte ich ja wohl kaum diesen Text geschrieben.Nein, bei mir ist es vergleichbar mit Trauermücken…das sind diese lästigen Viecher die auffliegen, wenn man nichtsahnend deinen Basilikum gießt. Kennst du?
Kennst du auch die nervige Prozedur, die folgt, wenn du den Basilikum nicht opfern willst?
Exakt…ich höre dich seufzen. Nun stell dir bitte vor, dass Covid die Trauermücken sind und ich bin der Basilikum. Trauermücken durchlaufen einen Entwicklungszyklus von der Mücke zum Ei dann zur Larve dann zur Puppe und schließlich final zur Mücke, dem Befall also. Folge also kognitiv diesen Hinweisen, um dich zeitlich zu orientieren.
Warum du sowas Deprimierendes lesen solltest?
Es könnte den Basilikum retten, du fungierst quasi als Insektizid, und weil es verdammt nochmal menschlich von dir wäre. Also lies, dann gebe ich mir auch Mühe, dass die Sache einen gewissen Unterhaltungswert aufweist. Haben wir also einen Deal?

Befall

Eine Frau mit ausgesprochen hässlichem Puschel in den Haaren streicht seit zehn Minuten um das Ärztehaus herum. Sie hat keinen Bock, reinzugehen, und ich kann sie verstehen.
,, Nein wir wissen auch nicht, woran das liegen kann, das Virus ist noch so neu! ‘‘(Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne…)
,, Da müssen wir abwarten, da gibt es einfach noch keine klinischen Studien zu.‘‘ (Bis dahin bin ich kläglich krepiert …)
,, Manchen Patienten hilft leichtes Yoga tatsächlich!‘‘(Davon bin ich so weit weg wie Putin vom Weltrieden.)
,, Machen Sie unbedingt Pausen.‘‘ (Wenn ich noch mehr Pausen machen soll, müssen Sie mich schon ins künstliche Koma versetzen.)
,, Es kann lange dauern …“ (Ich Frodo – du Gandalf …)
,, Die Impfung wird helfen!‘‘ (Höchst erfreulich…)
,,Die Impfung kann den Zustand aber auch verschlechtern“ (Höchst verstörend…)
,, Haben Sie schon eine Reha beantragt‘‘ (Soll das ein Witz sein? Ich warte seit Äonen auf die Genehmigung…)
,,Welche Symptome haben Sie im Alltag?‘‘ (Herzchen so viel Zeit haben Sie nicht…)
,, Wie würden sie ihren psychischen Zustand einschätzen ? ‘‘ (Plötzlich ganz gefährlich instabil… )
,, Manche Symptome entstehen ja auch durch eine zu starke Fokussierung…‘‘

Ihr Ärzte in euren weißen Kitteln und euren makellosen schönen Gesichtern könnt mich mal. Ich halte es nicht mehr aus. Fickt euch doch einfach. Fickt euch so sehr, dass ihr chronisches Fatigue davon bekommt und euch selbst das grüne Smoothie am Morgen nicht mehr retten kann und eure Karriere sich verdünnisiert. Ich bilde mir die Scheiße doch nicht ein!

Was ich sage ist:
,,Natürlich beeinflusst meine Perspektivlosigkeit meinen Zustand, aber ich kann da durchaus differenzieren.‘‘ Dabei lächele ich aus müden Augen.
Also nochmal ganz von vorne …

Eierablage

Warum ist der Doc am Telefon und nicht die Sprechstundenhilfe?
Die große Pause ist um und die Kinder rennen und stolpern einer Mammutherde gleich die Treppen zu den Klassenzimmern hoch. Überall Geräusche und Stimmenwirrwarr und ich kann meine Konturen nicht definieren . Schaue auf meine Füße auf dem Linoleum des kleines Raumes unter dem Dach, meiner Arbeitsstelle. Wippe hin und her.
Ich wollte es doch nicht bekommen. Ich war so vorsichtig. Habe süffisantes Grinsen und Unverständnis für meine Schutzmaßnahmen kassiert. Streit mit meiner Chefin angefangen, um mich nicht anzustecken und dem Leben wie einer Telenovela aus weiter Ferne zugesehen, MEINEM Leben.
,,Ja also, Sie können es sich ja vielleicht schon denken. Ihr Ergebnis ist da und es ist grenzwertig negativ.Was das heißt ? Sie sagen ja, dass sie Erstkontakt und Symptome hatten…ich bin mir sehr sicher, dass Sie Covid 19 haben, aber wir testen Sie morgen erneut. Jetzt gehen Sie heim. Sofort.‘‘
,,Wie kann man grenzwertig negativ sein?
,,Das geht‘‘ sagt Kafka und nickt. ,,Und ich bin sogar berühmt geworden.‘‘ Ich blinzele und fokussiere mich auf das Telefonat.
Ich bedanke mich höflich. Ich bin immer höflich. Selbst auf der sinkenden Titanic hätte ich mich noch für die schöne Zeit bedankt. So bin ich nunmal und oft komme ich nicht raus aus meiner Haut . Wie sehr sich das in der nächsten Zeit bewahrheiten sollte.


Die Geräusche aus dem Schulgebäude brechen über mich herein, Kühlpacks werden am Lehrerzimmer eingefordert, Freundschaften geschlossen und morgen beendet und herrenlose Prittstifte landen in der Fundkiste beim Hausmeister.
In die erste Reihe haben sie uns gestellt, wie Bauernopfer…wie in Tschernobyl, die Menschen die das Radium abgetragen haben. Opfer für das große Wohl. Wut brodelt in meinem Kehlkopf und bleibt ungesund stecken und sackt in den Bauch. Naja, vielleicht doch ein wenig zu theatralisch. Ich bin jung, so jung, dass die Nummer wie ein Schnupfen an mir vorbei gehen wird.
,,Hoffentlich‘‘, wispert es hinter mir und ein Wind bringt die Mathearbeitsblätter auf dem kleinem Kindertisch in der Ecke zum Tanzen.
,,Sicherlich‘‘, antwortet das Dachfenster, als ich es mit einem Rumms schließe, ,,warum solltest gerade du Pech haben‘‘? Ich gehe aus dem Raum und schaue zurück.
Kafka packt gerade seine FFP2 Maske aus und lächelt traurig.
Wir sind alle Teil der Natur und die Natur macht, was sie will.

Larve

Ich höre das Klicken der Tür zur Toilette. Meine Mitbewohnerin geht aufs Klo, wir wohnen in einem Altbau, um die Sache zu erklären. Ich sitze gespannt wie ein Flitzebogen in meinem Zimmer und lausche den Geräuschen aus dem Hinterhof. Seit meiner Diagnose samt Quarantäne ist es so, als hätte jemand den Ton in unserer Wohnung abgedreht, sodass das Geräusch des Toilettenschlosses markant an den Wänden abprallt und all meine Synapsen zum Klirren bringt. Da läuft ein Lebewesen aus Fleisch und Blut ganz in meiner Nähe! Zum Greifen nahe und doch ein verbotenes Früchten. Meine Mitbewohnerin hat kein Corona und die Angst, sie anstecken zu können, ist unglaublich groß. Wir gehen uns konsequent aus dem Weg und die Wohnung ist vom vielen Lüften für Pinguine bewohnbar. Die Schritte tapern in die Küche und kurze Zeit später spielt der Wasserkocher sein melancholisches Solo. Ich drehe mich seufzend auf die Seite und spüre die Füllung meiner Blase stärker. Kennt du das ? Du denkst: ,,Nein, ich muss nicht urinieren“, und auf einmal verhält es sich wie mit dem rosa Elefanten. Wenn dir jemand sagt , dass du nicht an einen rosa Elefanten denken darfst? Ich glaube wir haben gerade das Gleiche gesehen. Der Sound der Toilettentür ist der Startschuss für den elefantären Gedankengang auf urinaler Ebene. Uff…ich bin durch…Quarantäne Tag wie viel? Ich weiß es nicht mehr. Auf jeden Fall kann ich nicht in den Flur, denn meine Mitbewohnerin wandelt durch die letzten, für mich geöffneten, Ebenen in Deutschland.

Beipackzettel

Vor exakt einem Jahr bin ich mit meinem Freund und meinen Eltern ins Tessin in den Urlaub gefahren. Um dem Elend meines sinnlosen Daseins im Auto zu entfliehen, habe ich mir eine komplex festgezurrte, wobei die Betonung hier auf FEST liegt, Tablethalterung an den Vordersitz gebaut. Kabelbinder mit Kordel, der Bau des Eifelturms war nichts gegen mein Engagement . Diese Konstruktion war so bombenfest, dass man sie nur abbekäme, wenn man die Kabelbinder mit einer Schere durchtrennen würde. Und Kabelbinder hingegen sind so stabil, dass ich mit ihnen Skydiving in Erwägung ziehen würde. Nach der quälenden Autofahrt parken wir das Auto und ich hinterlasse die besagte Vorrichtung im Auto. Bei der nächsten Autofahrt starre ich auf den Vordersitz. Die Tablethalterung ist weg und nirgends (und damit meine ich wirklich nirgends, denn meine ganze Familie hat verstört mitgesucht) ist eine Spur von ihr zu finden. In den nächsten Tagen beginne ich in meiner Familie mit einem True Crime artigen Verhör, ich nehme mir die mutmaßlichen Täterinnen einzeln vor und jedes beteuert aufrichtig Unschuld, und ihre Gesichter stinken nach Wahrheit. Die ganze Bagage ist durch den Wind und stellt Vermutungen an, wer in das Auto eingebrochen ist, um dann NUR die Kabelbinder zu durchtrennen und die zerschnittenen Teile mitzunehmen. Was für ein Mensch könnte aus zerschnittenen Kabelbindern einen Nutzen ziehen und lässt andere Wertgegenstände im Auto? Monate danach wache ich schweißgebadet auf und bin überzeugt, dass sich irgendjemand der drei

Verdächtigen einen Scherz erlaubt hat, so dass ich noch lange Zeit danach jede günstige Situation nutze, um ein Geständnis aus herauszukitzeln. Jedes Mal sind nur ermüdende Aufrichtigkeit und Unschuld das Ergebnis. Aber wie… wie kann das sein, das muss ein schlechter Scherz sein. Genau so etwa verhält es sich mit Long Covid. Wann ist es passiert? Wie ist es passiert? Wieso ist es passiert ? Ich muss Teil eines Films sein. Aber die Tablethalterung ist und bleibt verschwunden und ihr Geheimnis mit ihr.

Konkreter Mückenbefall

Ob jemandem schon mal die Schulter abgestorben ist von zu langem auf der Seite liegen? Der Nacken ächzt, als ich ihn von links nach recht drehe und wie ein dicker Käfer stemme ich mich im Bett von der linken Seite auf die rechte. Mission ,,trinken aus der Küche‘‘ holen steht an und fühlt sich an wie 10l mal eben über den Jacobsweg zu transportieren. Meine Herzmuskelentzündung hilft mir auch nicht gerade. Der rosa Toilettenelefant sitzt nämlich jetzt auf meiner Brust und erdrückt mich und dadurch hat mein Herz regelmäßig Schnappatmung. Das war übrigens die lustige Version meiner Herzryhthmusstörungen. Erinnerst du dich an unseren Deal? Bitte verbuche meine Mühe, dir ein Gefühl von Leichtigkeit zu vermitteln, obwohl es echt nicht leicht war. In der Hochphase meiner Myokarditis habe ich versucht Sport zu machen und an Weihnachten und Sylvester habe ich unglaublich viel getrunken und mich stets gewundert, warum ich so schwach bin. Beides kann mit einer Herzmuskelentzündung tödlich enden. Ich war dem Tod also unglaublich nahe, in meinen Gedanken sehe ich immer, wie er um mich herum getanzt ist und versucht hat, mich zu fassen, während ich all die Dinge tat, die mich ihm immer näher brachten. 10-20 Prozent der an Corona erkrankten Menschen entwickeln Long Covid. Ein Prozent dieser Long Covid Patientinnen bekommt eine Myokarditis. Das war jetzt der unfreiwillig humorvolle Teil meiner Schilderung. Extra für dich. Unsere Beziehung beruht auf Respekt. Das mag ich. Zurück zu meinem Elend:
Lüften steht auch mal wieder an. Ein Blick in den Himmel, der die Farbe von pürierter Taube aufweist. Er gibt mir keine Orientierung über die Tageszeit. ,,Halb vier nachmittags‘‘, sagt der Wecker und ich kämpfe mich im Nachthemd in die Küche. Mir ist schwindlig beim Laufen und in der Küche muss ich mich setzen. Das waren vier Meter und ich kann einfach nicht mehr stehen. Mein ganzes System ist zu schwach. Als ich wieder ins Zimmer komme, werfe ich einen Blick aufs Bett uns stutze. Da ist eindeutig eine Kuhle im Bett, meine Kuhle. Meine Long-Covid Kuhle mit schwarzem Loch gewürzt. Ich rolle mich wieder in meinen natürlichen Lebensraum und Kafka zieht die Decke liebevoll über meinen Kopf.
Mein Handy leuchtet unter der Bettdecke und ich googele zum millionsten Mal : wie lange geht Long Covid. ,, Experten und Expertinnen können keine Prognose abgegeben, da die Erkrankung zu jung ist, um wissenschaftliche Erkenntnisse vorweisen zu können.‘‘
Mit Tränen in den Augen schmeiße ich das Handy in die Ecke. Kurze Zeit später bereue ich es bitterlich und haste schnaufend zum Tatort. Zum Glück hat es keinen Schaden genommen, denn es ist mein Fenster zum Leben da draußen. Ich rolle mich ein und schließe die Augen und mein Kissen wird nass.


Puppenstadium

,,Nani, Nani, da oben fliegt ein Vogel!‘‘
Pauls kleine Kinderhand liegt warm in meiner kalten Hand und trotzdem zieht er sie nicht weg. Paul ist der Junge, den ich seit knapp drei Jahren in der Grundschule begleite. Er kommt aus dem Autismus-Spektrum, ist von Innen und Außen bildschön und neun Jahre alt. Ich war vier Wochen in Quarantäne und versuche nun, wieder als Integrationsassistentin zu arbeiten.

,,Die -Die-Die-Vögel fliegen weg!‘‘ sagt er aufgeregt, hüpft dabei auf und ab und wedelt mit seinen Händen. Seine Begeisterung für Vögel aller Art lassen ihn schließlich doch meine Hand, den sicheren Hafen, für die kurze Zeit der Euphorie verlassen. Paul hat mich gelehrt in den Himmel zu sehen, und zwar nicht kurz und flüchtig, wie früher. Wer kennt das nicht. Sondern ausgiebig stehen zu bleiben, den Hals in den Nacken zu legen und solange in den Himmel zu starren, bis das Gesehene zu einer Art Unterwasserwelt wird und der Boden dann mit dem Himmel seinen kosmischen Platz tauscht und zur neuen Realität wird. Wie früher, wenn man sich als Kind vorstellte, man könnte an der Decke laufen und der Kronleuchter sich als unpraktischer Tisch entpuppt.
Der Vogel zieht seine Kreise über uns und fliegt immer höher. Ein Passant rempelt uns genervt an. Das ist uns egal. Wir haben etwas entdeckt, das es wert ist, angerempelt zu werden.
Paul jauchzt vor Freude und bis der Vogel immer höher steigt und verschwindet. Ein Hopsen und Fuchteln später sagt Paul:,, Der Vogel ist weggefliegt!‘‘
Ja, das ist er. Und beinahe wärst du uns auch weggeflogen, du goldenes Kind, mein geliebter Junge. Beinahe, wärst du uns auch weggefliegt.
Ich höre das das Piep Piep deines Herzschlages. Sehe deinen kleinen Körper in dem weißem Raum der Intensivstation liegen. Sehe die Kabel aus deinem Körper das Fankfurter U-Bahn System abbilden. Da ist die S8 und da die U5, wenn ich ihnen folge, komme ich zu dir. Ich sehe deine Eltern bleich an deinem Bett stehen. Ich sehe das alles vor mir, obwohl ich nicht bei dir sein kann, denn du hast PIMS und kämpfst an der Herz-Lungenmaschiene um dein so junges Leben. Alle, die dich kennen, bangen um dein Leben und laufen Furchen in den Boden. Außer ich, ich bin zu schwach dazu, aber ich zeichne sie in mein Kissen. ,, Corona ist nicht mehr als eine leichte Erkältung‘‘, propagieren die Querdenker in der Straße deines Krankenhauses. Wir sind mitten in der Fucking Pandemic. (PIMS, Pädiatrisches inflammatorisches multisystemisches Syndrom) folgt bei sehr wenigen Kindern nach Wochen auf eine Covid Infektion.)

(Ist dir, verehrte/r Leser*in, aufgefallen, dass ich sonst das ,,du‘‘ für dich reserviert habe. Keine Angst, in Zukunft genießt auch nur noch DU die Exklusivität dieser Anrede. Ich war einfach aufgeregt und die Emotionen sind mit mir durchgegangen, aber unserer Beziehung dürfte mittlerweile so stabil sein, dass sie das trägt. Oder ? Ach was frage ich überhaupt, ich kenne dich ja.)

Konkreter Mückenbefall

Kühle Luft umstreicht meine Nase und meine Gedanken nehmen langsam an Kontur an. Ich werde wach und die Vorhänge im Schlafzimmer tanzen einen leichten Walzer mit der Morgenluft. Ich bewege einen Zeh und nehme dabei jeden Muskel war, den ich für diese Mikrobewegung brauche. Schmerz strömt in meine Glieder. Heute ist kein guter Tag. Ich will zurück in das Land der Träume, in dem meine Handlungen meinem Alter entsprechen. Ich möchte zurück und nicht mit voller Wucht in meinen Körper fahren und merken, dass das System ein Update benötigt.
Wie lange bleibt das noch so mit der chronischen Fatigue?. Für immer? Und Zack…ich bin wach und das Karussell dreht sich.
So läuft das fast jeden Tag.
Einen wunderschönen guten Morgen, schöne neue Welt.

Eierablage

Ich verarbeite immer noch den Anruf vom Doc und realisiere, dass ich jetzt von der Arbeit nach Hause gehen kann. Eigentlich ja gar nicht mal so schlecht…
Das Auto steht etwas weiter entfernt und ich trabe betäubt durch die Straße. Hastig ziehe ich mir eine Maske über, denn auch, wenn ich draußen bin, kann ja schnell ein Homo Sapiens in meine Umlaufbahn gelangen. Wie viele Leute es wohl gibt, die um ihre positive Ladung wissen, und verdattert bis geschockt nach Hause laufen…wäre sicher potentieller Stoff für einen französischen Kurzfilm, so jede Person als Frequenz aneinander . Noch fühle ich mich gut. Vor zwei Tagen hatte ich mal kurz einen belegten Hals und zwei drei Stunden eine verstopfe Nase, aber wenn’s das war, dann wartet auf mich tatsächlich der große Serienhimmel ohne Sozialstress. Yesss…in meinen Kopf geht die Netflix Mediathek auf und ich beschließe, wenigstens gut unterhalten Schimmel anzusetzen.
Aber wie mache ich das denn jetzt mit meiner Mitbewohnerin? Wir haben uns lange nicht mehr gesehen, sie war viel bei ihrem Freund. Ist sie jetzt auch in Quarantäne? Fuck, was ist mit meinem Freund? Wen rufe ich zuerst an? Abturn…genervt kicke ich einen Stein über den Asphalt und fühle mich irgendwie ein bisschen cool. Wieso weiß ich auch nicht. Vielleicht weil ich mich ein bisschen wichtig fühle, da ich als eine der Ersten Covid habe? Ich schiebe es auf die letzten pubertären Zellen in meinem Körper, die sich im Rausch mit den Leiden des jungen Werthers gepaart und dann mit Woyzeck eine Bong geraucht haben. Zugegeben, eventuell eine zu viel. Krass, was mein Gehirn für einen Stuss zusammen denkt.

,,Papa‘‘?

Ich bleibe verdattert stehen. Mein Vater steht auf der anderen Straßenseite und guckt mich verdutzt an. Er hat die Fähigkeit, auf einmal völlig überraschend vor einem aufzutauchen. Es ist so etwas wie seine persönliche Superkraft. Wahrscheinlich wird sie noch dadurch verstärkt, dass er vor zig Jahren mal zum Herbstfarbtyp erklärt wurde und die Linie seitdem klamottentechnisch knallhart und stets in der Natur getarnt durchzieht. So hart, wie man in Herbstfarben nunmal sein kann. Das ist eher so eine Stärke, die aus zähem Rindenmulch geboren wird. Krass, was mein Gehirn macht… Er steht also in seiner olivfarbenen Funktionsjacke vor mir und ich staune wie immer über die Lautlosigkeit, mit der er sicher schon eine Zeit mit mir zusammen auf der der Straße lief. Man muss wohl auch erwähnen, dass er in der Nähe von der Grundschule, in der ich arbeite, wohnt.
Ich mache einen Schritt auf ihn zu, den Bürgersteig runter, und will zu ihm laufen und erstarre mitten in der Bewegung. Geht das? Nein, das geht ja gar nicht. Ich stolpere zurück und das jungenhafte Gesicht meines Vaters, dass trotz seines Alters immer etwas Verspieltes hat, zieht sich zu einem Fragezeichen zusammen.
,,Ich hab Covid, Papa“, höre ich mich selbst über die Straße rufen. Es ist eine Mischung aus rufen und rauspressen. Während die Worte über die Straße fliegen, möchte ich sie am liebsten wieder in mich hinein saugen. So wie der Kuss des Dementors, der die Seele des Virus in sich hineinzieht und abtötet. Aber wir sind nunmal Muggel.
Wir sind alleine auf weiter Flur und ich sehe quasi in Zeitlupe, wie die Gesichtszüge meines Vaters entgleisen. Pures Entsetzen schaut mich an und ich merke, wie mir Tränen in die Augen steigen.
,, Nein…“,sagt er .
,, Doch…“, sage ich.
Die Straße wird zum Graben zwischen uns und schließlich zum unüberwindbaren Canyon.
All meine Spiegelneuronen verarbeiten den Gesichtsausdruck meines Vaters und auf einmal wird mir klar, dass er verkörpert, wie ich mich eigentlich fühle .
Ich habe panische Angst, nackte Angst. Ein unbekanntes Virus breitet sich in meinem Körper aus und die ganzen Clowns in der Politik, die eifrig
ihr Bühnenstück aufführen, können mich nicht im mindesten beruhigen. Jeder Versuch von ihnen erscheint mir scheinheilig und macht mich wütend. Die Kamera schwenkt.
Ich stehe mitten auf einem Felsen im Grand Canyon und es ist heiß. Ich merke, dass um mich herum der Abgrund winkt.
Mein Vater schwirrt, er schwirrt wie ein aufgeregter Adler um mich herum, aber er kann nicht landen. Vorbei ist die Zeit im Nest. Es knistert und ich sehe in dem surrealen Dali Szenario einen alten Röhren- Fernseher auf meiner Felsplattform stehen. Netflix flackert auf und daneben stehen Popcorn. Staub fliegt auf, als ich mich setze, um einen Kopfsprung in den Bildschirm zu machen. Natürlich nur sinnbildlich, versteht sich. Salvador Dali streicht sich über den Bart und lacht sein Bösewichtlachen, das an den Felsen den Grand Canyons widerhallt.
Ich drücke mit der Fernbedienung auf den einzigen Film, den es auf Netflix gibt.
,, Der Marsch der Trauermücken“. Beschiss . Das ist ein ARTE Titel und nicht Netflix. Aber was soll man machen, die Isolation hat begonnen, Film up.

Insektizid

Die Tür klackt im Schloss und mein Herz mach einen Hüpfer. Das wird mein Ritter in schimmernder Rüstung sein. Nach acht Stunden Arbeit kommt er direkt ins Schlafzimmer und seine warmen braunen Augen finden meine. ,,Da ist ja mein Mondschein, wie geht es dir heute ?‘‘ Was soll ich darauf antworten? Ich würde so gerne mal was anderes antworten als bisher. Täglich grüßt das Murmeltier. Meine Augen füllen sich mit Tränen und er eilt zu mir und hält mich. Er riecht nach dem Leben da draußen. Ich presse mich mit aller Kraft an ihn und inhaliere. Als er Anstalten macht aufzustehen packe ich seinen Arm und flüstere: bitte bleib. Irgendwann fragt er, was ich gegessen habe.
,,Noch nichts…‘‘
Sein Blick wandert auf die Uhr, deren Zeiger auf 20:00 Uhr stehen. Er versucht sein Entsetzen zu verbergen.
,,Ich konnte einfach nicht lange stehen‘‘, stammele ich, während er sich schon an den Pfannen in der Küche abarbeitet. Ich weiß nicht, wie ich dir jemals danken soll. Du bewahrst mich regelmäßig vor dem Abgrund.


Es ist sieben Uhr morgens und ich habe geduscht und schminke mich für die Arbeit. Ja, du hast richtig gelesen. Seit drei Monaten gehe ich nun wieder arbeiten und heute möchte ich gut gelaunt und frisch aussehen, quasi die bessere Version meiner selbst. Du hast sicher auch verschieden Versionen von dir im Schrank und kennst und verstehst mein Ziel. Nach einem Jahr der Nichtarbeit musste einfach was passieren und ich hatte mich beworben. Aber das ist eine andere Geschichte, die ich zu einer anderen Zeit erzählen werde. Ich muss mich heute kurz und präzise halten, weil ich diese unsäglichen Kopfschmerzen habe.
Während ich also mit Lippenstift und Freude im Herzen meine Arbeitsstunden absolviere, weist mich ein Klient von mir darauf hin, dass ich zwei verschiedene Paar Socken anhabe, womit er Recht hat. Hoch interessant ist dabei, dass der Mann fest daran glaubt, ein Werwolf zu sein, an paranoider Schizophrenie leidet und der erste Mensch an dem Tag ist, dem „mein Fehler“ auffällt. Und wir befinden uns am Ende des Arbeitstages, an dem unsäglich viele Kolleginnen meinen Weg kreuzten. Leiden meine Kolleginnen also an einer Störung, durch die ihnen das nicht aufgefallen ist? Wer ist hier krank?
Aber lassen wir diese Gesellschaftskritik… ehrlich gesagt fehlt mir dazu gerade die Energie. Wieso? Behalte es im Hinterkopf!
Nach einer konstruktiven Teamsitzung mit meiner Chefin bin ich hoffentlich die Mitarbeiterin des Jahres. Mit einem lautem „Klick“ schließe ich den Ordner und lasse ihn in meinen Rucksack gleiten. Das war der vorletzte Schritt vor dem Loslassen. Jetzt muss ich mich nur noch von allen verabschieden und dann kann ich gehen. Die große Freiheit ruft also, und als ich meine Gesichtsmuskeln anspanne, sticht es in meinem Kopf.
Während Voldemort Horkruxe in meinem Kopf züchtet, verlasse ich das Gelände der Arbeit, biege um die Ecke und sacke in mir zusammen. Ich setze mich auf die erste Bank, völlig ungerührt dessen, wie runtergekommen sie ist. Ich kann einfach nicht mehr. Mein ganzer Körper ist so erschöpft wie nach zwölf Stunden arbeiten und mein Kopf hämmert und drückt so sehr, dass ich ihn mir am liebsten wie bei einem Legomännchen mit einem dumpfen „Plopp“ vom Hals reißen würde. Mein Kreislauf ist ganz unten und um die Mittagszeit hatte ich wie aus dem Nichts Herzrasen, während ich mit einer Patientin gearbeitet habe.
„Herzrasen und Herzstolpern sind eine Begleiterscheinung, von der fast alle Long Covid Patientinnen noch Jahre nach ihrer Infektion berichten. Machen Sie sich keine Sorgen.“ Meine Gedanken haben dich gerade in die Uniklinik Frankfurt begleitet, wo ich mit pulsierender Halsschlagader auf einem unbequemen Stuhl sitze. Komm zu mir und steh mir bei. Vor dir sitzt der Kardiologe, der sich auf Long Covid spezialisiert hat. Mein Herz rast und stolpert also mehrfach am Tag so sehr, dass ich nicht mehr sprechen kann und es fast aus meiner Brust springt, und ich soll mir keine Gedanken machen? Stell dir hier bitte ein kurzes GIF von Rezo vor: really? Es ist ja nicht so, dass ich keine kardiologische Vita hätte. Nach einer Herzmuskel- und Herzbeutelentzündung hat sich in meinem Herzmuskel eine Herzfibrose abgelagert, die das Herz in seiner Leistung einschränkt. Ach ja, und dann ist kürzlich im MRT rausgekommen, dass nun auch die Pumpleistung pathologisch ist. Das bedeutet, dass sie unter der Norm liegt. Wenn ich Google glauben kann, ist das ein möglicher Weg zur Herzinsuffiziens. Ich merke beim Sport, dass meine kardiologische Leistung lange nicht mehr die alte ist und schwindelig wird mir ständig. Aber völlig klar, ich mache mir natürlich keine Sorgen. Warum auch? Der Doc lächelt mich mit seinen gebleechten Zähnen an und nickt beruhigend. Ich korrigiere: er denkt, er nicke beruhigend. Irgendwo habe ich gelesen, dass Ärtzinnen nun in ihrem Studium ein Semester darin geschult werden, keine Untermenschen im Gespräch zu sein. Höchst erfreulich, findest du nicht auch? An der Stelle hätte ich noch viel zu sagen, aber ich muss meine Energie sparen (#Energiegeiz). Ok, ich muss es doch sagen. Jetzt haben Ärzte ja ein wissenschaftliches Studium hinter sich gebracht. Wer hat ihnen eigentlich gesagt die Aussage: „Machen Sie sich keine Sorgen!“ sei in irgendeiner Form wissenschaftlich fundiert und angebracht? Zumal es ja in meinem Fall mehrere Indizien dagegen gibt. Mein Blick fällt auf das gerahmte Familienfoto auf seinem Schreibtisch. Sein Sohn strahlt volle Breitseite in die Kamera. Er hat auch allen Grund dazu, da er vermutlich mal den Beruf seines Vaters erben wird. Der Doc wartet auf meine Antwort und du schaust mich auffordernd an und dein Blick sagt: „Frag es!“
Du drückst meine Hand, um deiner Aufforderung Nachdruck zu verleihen. Deine Begleitung ist neu und sie tut mir sehr gut. Anscheinend habe ich dich emotional so bewegt, dass du dich jetzt aktiv für mich einsetzt. Oder aber du wusstest nicht, welche Serie du schauen sollst und bist aus Leerlauf dabei. Ich bin so verzweifelt, dass ich nur das Resultat sehe und nicht die Ursache. Du bist hier. Ich hole tief Luft und du drückst nochmal meine Hand. Ich schaue in das fragende Gesicht des Menschen vor mir. Meine Luft entweicht mit einem leisen Zischen im Raum. Ich bedanke mich und gehe. Du schaust mich wütend an, während wir die Uniklinik verlassen. Das kannst du dir jetzt echt sparen, denn du weißt nicht, wie viele Kämpfe ich schon ausgefochten habe seit meiner Virusinfektion. Trotzdem weiß ich, was ich hätte fragen sollen… der glückliche Siebenjährige in dem Bilderrahmen. „Würden Sie das gleiche sagen, wenn es Ihren Sohn beträfe? Oder kann es ein, dass sie die Geräte wieder anschmeißen würden?“ Und wir alle hören das Summen des Ultraschallgerätes, das nochmal angeworfen wird.

Jetzt bin ich aber abgeschweift…
Ein Obdachloser sammelt neben mir die Flaschen ein und guckt mich mitleidig an. Ich muss was machen und diese Erinnerungen an unseren Besuch beim Kardiologen beiseiteschieben. Du auch. Wie so Vieles. Ich laufe nach Hause und bin froh, dass ich zu Hause die Schwäche zeigen kann, die ich empfinde. Mir fällt es unglaublich schwer, den Leuten zu zeigen, wie schlecht es mir geht. Keiner macht das gerne. Aber mir fällt es so schwer, dass ich zum Teil richtige Doppelleben führe: von der Mitarbeiterin des Jahres bis zum Vanitas-Stillleben des Jahres im Bett. Zweiteres kennen nur ein paar Menschen, denen ich jeden Tag dankbar bin. Und jetzt natürlich du. Ich bin sehr dankbar, dass ich dich habe. Du gibst mir Kraft.
Ich arbeite zwanzig Minuten von zu Hause entfernt, damit ich von dem Hinweg nicht schon so erschöpft bin, dass ich wieder gehen kann. Die chronische Fatigue legt nach wie vor ihre Ketten um mich und wie bei einem Hund wird die Leine mal länger und mal kürzer gehalten. Leider weiß ich morgens nie, wie die Länge ausfallen wird, was grandios für meine Lebensplanung ist. Mit jedem Schritt nach Hause schmerzen meine Knie, weil sich Covid in die Gelenkschmiere gesneakt und meine Knie, die Knorpel besonders, beidseitig angefressen hat.
(Sagt mir der Orthopäde, aber schriftlich gibt er mir das nicht. Es gibt noch keine evidenzbasierten Studien. Wie auch?)
Dadurch habe ich jetzt die Strukturen einer 80jährigen sowie eine Entzündung in den Knien mit Arthrosen und Meniskusrissen auf beiden Seiten. Knie kaputt also. Ich muss Physiotherapie machen und die Muskeln um das Knie trainieren, um den Schaden zu reduzieren, zusätzlich dazu Einlagen tragen, regelmäßig zum Orthopäden gehen und die Schmerzen akzeptieren. Tue ich aber nicht! Das sage ich dir ganz ehrlich. Ich bin bei jedem Schritt, der schmerzt, wütend und fühle mich vom Leben betrogen. An dem Punkt der Akzeptanz bin ich einfach noch nicht angekommen, auch wenn es mir helfen würde.
Ich biege im meine Straße ein und treffe eine Nachbarin. Sie strahlt mich an und fragt, wie es mir mittlerweile mit Long Covid gehe. Gott, was soll ich antworten? Sagst du es mir?
„Es geht mir gut, ich kann immerhin wieder halbtags arbeiten“. Das ist meine Antwort. Ich habe so viele Varianten davon.
Sie hat gehört, was sie hören wollte, um sorgenfrei durchs Leben zu zwitschern und schwirrt ab. Bei jedem Schritt die Treppe hoch in den dritten Stock hoch sehe ich den Schmutz auf den Stufen. Neulich hat der Nachbar aus Verzweiflung unsere Treppen mitgeputzt und es ist mir unangenehm. Wieso kann ich den Leuten einfach nicht die Wahrheit sagen? Sobald sie hören, dass ich wieder arbeite, sind alle beruhigt.
Als ich nach Hause komme, gehe ich den Raum, in dem meine Kleider lagern. Der Raum ist abgeteilt und durch einen Vorhang getrennt. Ich ziehe den Vorhang beiseite und schaue auf einen riesigen Wäscheberg. Der Grund dafür, warum ich verschiedene Socken anhabe, ist kein Versehen. Ich hatte keine passenden gewaschenen Socken mehr.

Ich lege meine aktuellen Socken drauf und hole mir was zu trinken. In der Küche stapelt sich das Geschirr und Krümel stechen mir in die Füße, weil mal wieder gesaugt werden müsste. Ich lasse mich aufs Sofa fallen und schaue auf trockene Pflanzen, die nach Wasser schreien. Ich öffne die Nachrichten auf meinem Handy und sehe Nachrichten, die ich nicht beantwortet habe. Menschen, die denken, dass sie mir nicht wichtig sind, weil ich seit Wochen und Monaten nicht reagiere.
Alles, weil ich wieder arbeite, juhu.
Das sind Freitagabende, die nicht gelebt werden können, weil ich nach der Arbeit so erschöpft bin, dass mein ganzer Körper sich anfühlt wie bei dem Beginn einer Grippe.
Das sind unbeschwerte Momente mit Freundinnen und Freunden, deren Lachen in meinem Kopf verhallt.
Das sind Sportkurse, die von mir unbesucht bleiben und Familienbesuche, die längst fällig wären.
Dates und Ausflüge mit meinem Ritter in schimmernder Rüstung mit einer gesunden und unbeschwerten Partnerin.
Das sind unvollendete Bilder und Vernissagen meiner Gemälde.
Das sind kulinarische Höhen, die ich nicht erreiche. An einem Arbeitstag schaffe ich es nicht zu kochen, nicht Wäsche zu waschen, nicht aufzuräumen, keine der anderen möglichen oder nötigen Aktivitäten.
Das sind Frust, Isolation und Traurigkeit, die nicht wissen, wohin. Das sind verlorene Spaziergänge im Mondlicht und Tränen, die sich in Lachen verwandeln sollten. Der Preis fürs Arbeiten ist so unglaublich hoch und keiner redet darüber, wie Menschen mit Long Covid finanziell zurechtkommen sollten. Ich bin ja schon froh, wenn die Menschen mir glauben.
Während ich meine Knie hochlege, beobachte ich einen kleinen Spatzen auf der Fensterbank, wie er abhebt und der Sonne entgegen fliegt und der Mitarbeiterin des Monats kullert eine Träne die Wange runter.
Morgen, morgen habe ich das gleiche Paar Socken an und gieße die Blumen. Dafür sage ich meine Verabredung mit meiner Freundin ab. Happy Long Covid.

Fortsetzung folgt…


Christiane Wirtz

19 Antworten zu “Trauermücke”

  1. So unglaublich berührend, tiefsinnig, ironisch und humorvoll zugleich…
    Du machst deine Wunde zu einem Wunder und wirst vielen Menschen damit helfen, denen es ähnlich geht.
    Immer an deiner Seite 💯🙂.

  2. Immer für dich da, lachend und weinend.
    Nur, wie kommt man auf sowas wie „der Himmel hat die Farbe

    PÜRIERTEr TAUBE.“

    Ich muss lachen, wo immer ich bin, wenn ich daran denke, und ich denke so oft an dich und all deine Talente, zu denen eben auch dein Humor gehört. 😉

  3. Hey Nani, ich bin echt bezaubert… Von deiner hervorragenden Art zu schreiben, deiner Ehrlichkeit und deinem Mut und vor allem, anderen zu zeigen sie sind nicht allein.
    Danke fürs teilen!

    • Liebe Cat,
      ich habe eben dein Kommentar gelesen und mich extrem darüber gefreut. Der Text fließt einfach so aus mir raus und ich bin so geflasht davon, dass du es gelesen hast und es dir auch noch gefallen hat. Das ist für mich so neu und wunderschön! Danke !Ich vermute mal, dass du selbst betroffen bist oder zumindest auf eine Art mit Long Covid konfrontiert bist? Ich bedanke mich für dein Feedback und freue mich vielleicht erneut mal wieder von dir zu hören:) Alles alles Gute und liebe Grüße
      Nani

  4. Hallo Nani.
    Du schreibst das, was ich fühle und das mit soviel Humor und Kreativität. Danke.
    ….. pürierte Taube….. niemals wieder werde ich dich vergessen. Das fällt einfach ins Herz.

    Danke, für die Worte.

    • Liebe Brigitte,
      die pürierte Taube ist in einem ganz besonders Moment entstanden und seit dem ist es mir nicht mehr möglich verhangene Himmel unvoreingenommen zu betrachten 😂
      Aber du kennst das sicher, dieses pürierte-Taube-Gefühl, ganz besonders delikat und abgründig 😂 Aber was ich dir eigentlich sagen möchte ist: danke, dass du meinen Geschichten gelesen hast, die ja wirklich das Long-Covid-Leben schreibt und dir die Zeit genommen hast mir zu schreiben. Das gibt mir unendlich viel Energie und Kraft den Kopf nicht in den Sand zu stecken…lass uns gemeinsam weiter die pürierten Tauben dieser Welt bekämpfen;) Ich würde mich freuen von dir zu hören, falls du Lust hast, und ich wünsche dir viel Kraft und alles alles Gute! Ganz liebe Grüße gehen raus⭐️

  5. Liebe Nani,
    wow, ganz lieben Dank für dieses berührende Leseerlebnis. Deine Art zu schreiben lässt mich ganz abtauchen, lässt mich all das fühlen, lässt mich ein Teil sein, ja verzaubert mich. Du schaffst es, all die Emotionen und Gedanken, die ich mit dieser Krankheit durchlebe, in Worte zu fassen, Worte die ausdrücken, wie es wirklich ist, ich erlebe es ganz genauso, das berührt mich, das beeindruckt mich, und ja, es fällt direkt ins Herz. Schreibe weiter, ich freue mich auf mehr von dir…😊

    • Hallo liebe Christine,
      wow…was ein Kommentar. Ich weiß gar nicht was ich sagen soll. Vielleicht sage ich es so: ich hatte Tränen in den Augen als ich deine Worte gelesen habe. Ich glaube das mehr als viele Worte. Und gleichzeitig bin ich traurig, dass du die Situation kennst. Das geht mir bei allen Menschen so, die Long-Covid kennen…schreib mir gerne wenn du magst.Ich freue mich tatsächlich sehr. Ich werde demnächst weiter schreiben
      ( wenn mein Ernergiebalken geladen hat) und freue mich wirklich vielleicht deine Meinung dazu zu hören.
      Ich danke dir von Herzen Christine…
      Möge die Macht mit dir Sein😂
      Bis bald hoffentlich:)
      Liebe Grüße
      Nani

  6. Liebe Nani,
    ich habe gerade deine Geschichte gelesen und bin tief berührt…
    Ja, auch ich bin an Post Covid erkrankt und finde mich in so Vielem wieder…..
    Deine humorvolle Art zu schreiben hat mich regelrecht gefesselt. Ich wünsche uns Betroffenen Verständnis, viel Geld für Forschung und irgendwann einfach nur : unser altes Leben zurück. Ganz liebe Grüße, Annette

    • Liebe Anette, da sitzen wir im selben Boot, was? Trotzdem scheiße😂 aber manchmal hilft es zu wissen, dass man nicht alleine ist, oder? Und mir hilft es extrem zu wissen, dass du meinen Blog gelesen hast. Ohne Mist jetzt. Tausend Dank und wenn die Hitze mich nicht mehr dahinrafft schreibe ich auch weiter und hoffe es gefällt dir. Tausend Dank für dein Feedback, gute Besserung und hoffentlich bis bald 🙂
      Nani

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